Gustave Bollag & Léon
Bollag
Die Brüder Gustave (1873–1953) und Léon Bollag (1876–1958),
geboren in der Schweiz, als junge Männer aus Amerika zurückgekehrt,
gründeten 1912 in Zürich den Salon
Bollag im Utoschloss am Utoquai 29–31
(>www.kunstarchiv.at).
Ihre Galerie war eine der ersten in der Schweiz, und wohl die erste,
die auch Auktionen durchführte.
Erste Erfahrungen sammelte Léon beim
bekannten Galeristen Max Moos in Genf, in dessen Galerie auch seine
Schwester Betty Moos tätig war, welche später Léons
Frau wurde. Max Moos war einer der ersten, die Bilder von Ferdinand
Hodler in der Schweiz ausstellten. Bereits für dessen Vater, Heinrich Moos, war die Kunst der Lebensinhalt. Nach seiner Ausbildung zum Maler an der Kunstakademie in Paris musste er aber nach dem Tod des Vaters die Gastwirtschaft in Randegg, einem kleinen Dorf an der Schweizer Grenze übernehmen. Später, ab 1899, führte er mit seinen Kindern Iwan, Betty und Friedrich in Karlsruhe eine Galerie. Friedrichs Sohn, Walter Moos, führt bis heute eine renommierte Galerie in Toronto (siehe: 'www.kunstarchiv.at >'europe'). Die Bollag Brüder spezialisierten
sich auf Schweizer Maler wie Johann Heinrich Füssli, Jacques-Laurent
Agasse und Frank Buchser, die sie im Ausland ankauften, im Wissen um
ihre Bedeutung für die Schweizer Kunst. Max Moos vermittelte ihnen
Bilder von Ferdinand Hodler. Ihre Schwester Lucy Bollag war mit der
Kunsthändlerin Berthe Weill in Paris befreundet, die in ihrer kleinen
Galerie am Montmartre sehr früh schon heute sehr wichtige Künstler ausstellte (1902, erste Ausstellung
von Pablo Picasso in Paris, 30 Werke, 1917 erste Ausstellung von Amadeo
Modigliani in Paris mit Intervention der Pariser Polizei, die Modiglianis
Akte verhüllen liess..., Jules Pascin, Zadkine, Raoul Dufy und
viele mehr. (Literatur: Berthe Weill, Autobiografie: «Pan! dans
l'Oeil!...», Paris 1933) Durch Berthe Weill lernten die Bollags
Pablo Picasso, Paul Cézanne, André
Derain, Jules Pascin und andere Künstler ihrer Zeit kennen.Gustave
Bollag kaufte bereits 1917 direkt von Picasso Gemälde und Aquarelle.
Aus dieser Zeit stammen auch Kontakte zu anderen Künstlern und
Kunsthändlern des frühen 20. Jahrhunderts wie Vollard, Kahnweiler
und andere. So finden wir in den Katalogen des Salon Bollag neben den
oben erwähnten Künstlern viele Werke von Renoir, Manet und
anderen, die der noch sehr zurückhaltenden Schweizer Kundschaft
vorgestellt wurden. An Auktionen damals wurden für heute kaum erschwingliche
Bilder oft sehr schlechte Resultate (>www.kunstarchiv.at)
erzielt. Den wichtigsten Schweizer Sammlern allerdings war der Salon
Bollag ein Begriff. 1920 handelten sie bereits mit kubistischen Werken
von Pablo Picasso.In ihren späteren
Lebensjahren verkauften die Brüder Bollag von zuhause aus. Gustave
Bollag, ein begnadeter Zauberkünstler und charmanter Gastgeber
und sein Bruder Léon, Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle mit
seiner liebenswerten Frau Betty, pflegten weiterhin ihre guten Kontakte
zu den verschiedensten Künstlern. Léon Bollag fing im Alter
selbst an zu malen, ein begabter aber verkannter Schweizer Impressionist.
Da er seine Künstler nicht konkurrenzieren wollte, konnte man ihn
kaum dazu bewegen, seine eigenen Bilder zu zeigen. Viele von ihnen befinden
sich heute im Besitz seines Sohnes Max G. Bollag.
Nach dem Tod von Léon Bollag 1958
führte die Zwillingsschwester von Max G. Bollag, Mary Levin Goldschmidt,
die Frau des Philosophen Hermann Levin Goldschmidt, den Salon Bollag
noch einige Jahre weiter
(>www.dialogik.org
/ >www.afz.ethz.ch).Auch
zwei andere von Léon Bollags Kindern sind Kunsthändler/
Galeristen geworden: Max G. Bollag
(*1913) und seine Schwester Suzanne Bollag
(1917–1995). Die Galerie von Max
G. Bollag mit Beständen aus dem Salon Bollag und der Galerie
von Suzanne Bollag wird heute unter dem Namen Bollag
Galleries von der Tochter von Max G. Bollag, Arlette Bollag und
ihrem Mann Toni Hutmacher weitergeführt.
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