Suzanne
Bollag
Suzanne Bollag kam am 5. September 1917 als drittes Kind von Lèon
und Betty Bollag-Moos in Zürich zur Welt. Ihre Kindheit war von
der weltoffenen Atmosphäre ihres Elternhauses geprägt, wo
Kunst ein Teil des Lebens war. Als junge Frau arbeitete sie einige Jahre
in Genf in der Redaktion eines Aviatikjournals. Im zweiten Weltkrieg
setzte sie ihre Sprachkenntnisse für die Schweizer Armee ein.
Im April 1958 eröffnete sie am Limmatquai 116 in Zürich ihre
eigene Galerie mit der Ausstellung «Max Bill, Hans Hartung und
Serge Poliakoff». Ihre grosse Passion war die konkrete Kunst.
Sie hat unermüdlich Künstler gefördert und ausgestellt,
persönliche Freundschaften mit ihnen geschlossen und ihnen über
Jahre die Treue gehalten.
Wir nennen hier nur einige wenige mit Namen: Max Bill, Jakob Bill, Andreas
Christen, Piero Dorazio, Hans Fischli, Annemie Fontana, Hans Hinterreiter,
Max Huber, Verena Loewensberg, Lodewijk, Pia Pizzo, Natale Sapone, Sonja
Sekula, Georges Vantongerloo (weitere Informationen siehe >
Ausstellungsliste).
Suzanne Bollag hat eigene Editionen mit konkreten Künstlern herausgegeben.
Neben der konkreten Kunst als Schwerpunkt waren bei ihr grosse Namen
der klassischen Moderne zu finden: Max Ernst, Pablo Picasso, Yves Tanguy,
Joan Miro, u.a. Suzanne Bollag hat viele Jahre mit ihrer Galerie an
der ART in Basel teilgenommen. In den 38 Jahren ihrer Galerie hat sie
jährlich 12 (!) Ausstellungen durchgeführt, fast immer mit
einem kleinen Katalog in Form eines Leporello, illustriert, mit biografischen
Angaben.
1982 musste sie die Etagengalerie am Limmatquai schliessen, obwohl sie
einen grossen Kunden- und Freundeskreis hatte, der ihren Einsatz, ihr
Wissen und ihren Charme schätzte. Andere Kunstrichtungen waren
in dieser Zeit im Aufwind. Wirtschaftlich war es für viele eine
harte Zeit.
Ihr Bruder Max G. Bollag bot ihr an, ihre Galerie in seiner grossen
Galerie weiterzuführen, in einem für sie eigens erstellten
getrennten Raum. Über 10 Jahre lang waren die beiden Geschwister
an der gleichen Adresse zu finden. Ihre gegenseitige Zuneigung half
ihnen, die Schwierigkeiten auszugleichen, die aus ihrem ganz unterschiedlichen
Kunstverständnis entstanden. Einfach war das nicht.
1991 fand Suzanne Bollag beim Römerhof in Zürich an der Asylstrasse
39 ein geeignetes Lokal und eröffnete eine neue Galerie –
ein mutiger Entschluss und Ausdruck ihrer starken Persönlichkeit
mit ihrem ungebrochenen Enthusiasmus.
1995 fand im Kunstmuseum Winterthur zu ihrer grossen Freude eine Retrospektive
von Sonja Sekula statt. Die Vernissage hat sie leider nicht mehr erleben
können. Sie starb im Juli 1995 nach kurzer schwerer Krankheit im
Alter von 78 Jahren. Schade, dass sie ihre Autobiografie zum 80. Geburtstag
nicht mehr schreiben konnte.
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